Zu Besuch in Möglin, bei Albrecht Daniel Thaer

In Brandenburg stolpert man selbst in den kleinsten Dörfern über große Namen. Für ein von Landwirtschaft geprägtes Land, wie das unsere eines ist, zählt jener von Albrecht Daniel Thaer zu den bedeutendsten – ganz sicher aber gegenwärtig auch zu den von vielen erst wieder zu entdeckenden.


Albrecht Daniel Thaer lebte von 1752 bis 1828.

Er arbeitete bis 1804 als Humanmediziner in Celle und beschäftigte sich zunehmend auch mit landwirtschaftlichen Fragestellungen.

Ab 1804 war Thaer auf Einladung des Preußischen Königs dauerhaft in Möglin ansässig. Er gab den Arztberuf auf und bewirtschaftete das Mögliner Rittergut, wirkte als beratender Staatsrat und begründete die landwirtschaftliche akademische Lehre.

Albrecht Daniel Thaer:

  • gilt als Begründer der Lehre vom Landbau
  • widmete sich dem Aufbau einer Musterwirtschaft in Möglin und der dortigen Bewirtschaftung nach rationellen Gesichtspunkten ab 1804
  • war Initiator der Gründung der ersten akademischen Lehranstalt für Landwirtschaft im deutschen Sprachraum im Jahre 1806 – der späteren Königlich Preußischen Akademie des Landbaues in Möglin
  • war beratender Staatsrat mit Einfluss auf die Realisierung der Preußischen Agrarreformen
  • war einer der zehn Gründungsprofessoren der Berliner Universität, mit dem Lehrgebiet Kameralistik (einer staatlichen Verwaltungslehre mit dem Schwerpunkt Landwirtschaft)
  • war Autor einer Vielzahl wissenschaftlicher Werke, so z.B. die „Grundsätze der rationellen Landwirthschaft“ in vier Bänden zwischen 1809 und 1812 mit der Einführung des Begriffs „Nachhaltigkeit“ in die landwirtschaftliche Produktion und 1815 der „Leitfaden zur allgemeinen landwirthschaftlichen Gewerbslehre“.

Möglin liegt auf der Barnimer Höhe am westlichen Rand des Oderbruchs in der Nähe von Wriezen, auf halbem Weg zwischen Berlin und der Oder.

Gutspark Möglin / Foto Doris Antony via wikimedia


Neben Ausstellungen in einem Neubau und in der örtlichen Kirche erinnern an Thaer in Möglin das mehr als 400 Jahre alte Gutshaus, im Gutspark sein Grab und eine Büste von 1978, in der Ortsmitte ein Findling als Gedenkstein von 2006 und am Ortsrand der Thaer-Weg.

Möglin: Thaer-Grab, Findling mit Ehren-Plakette und Dorfkirche / Fotos Doris Antony & Andre Lettau via wikimedia


Gern & oft zitiert

Schon längst sagten daher alte erfahrene Landwirthe, die ganze Kunst der Landwirthschaft besteht darin, Mist genug zu machen.

Die Landwirthschaft ist ein Gewerbe, welches zum Zweck hat, durch Production (zuweilen auch durch fernere Bearbeitung) vegetabilischer und thierischer Substanzen Gewinn zu erzeugen. Je höher dieser Gewinn nachhaltig ist, desto vollständiger wird dieser Zweck erfüllt.

Albrecht Daniel Thaer

1992 erfolgten auf dem denkmalgeschützten früheren Thaerschen Gutshof umfangreiche Sanierungsarbeiten und im alten Inspektorenhaus konnte eine Dauerausstellung über Thaer durch die Fördergesellschaft eröffnet werden. Diese Ausstellung musste 2009 in den heutigen Neubau neben dem Gutspark umziehen.

Die Ausstellung gliedert sich in vier Abschnitte:

  • Seine Zeit – sein Lebensweg
  • Lehre von der rationellen Landwirtschaft
  • Mögliner Wirtschaft und Mögliner Lehranstalt
  • Thaers Quellen und Vorläufer – Umfeld – Würdigung

Ergänzt wird sie mit Informationen über Vorgänger, Förderer, Zeitgenossen und Schüler sowie mit Nachbauten Thaerscher Ackergeräte. Die Nachbauten beziehen sich auf Thaers Werk „Beschreibung der nutzbarsten neuen Ackergeräthe“.

Alle Haupt- und Ergänzungstafeln sind nebst einer aktuellen Erweiterung in einem Katalog enthalten.

Zur 200. Wiederkehr des Kaufes von Möglin durch Thaer im Jahre 2004 erhielt die Kirche die Dauerausstellung „200 Jahre Thaer in Möglin“ mit einem eigenen Katalog. Die kleine Kirche bekam nach dem Beseitigen von Kriegschäden 1962 ihre heutige Form und wurde 2004 grundsaniert. Sie wird auf vertraglicher Grundlage gemeinsam durch die Evangelische Kirche und die Fördergesellschaft genutzt.


Ausstellungsgebäude in der Hauptstraße 10, Möglin

Foto: Heike Gräfe

Öffnungszeiten & Preise der Ausstellung:

  • April bis September: Donnerstag bis Sonntag je 11 bis 17 Uhr.
  • Oktober bis März: Dienstag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr.
  • Außerdem an Feiertagen und nach Vereinbarung

Gruppenbesuche bitte anmelden.

Eintritt: 3,-€│Schüler und Studenten 2,-€│Führung: 5,-€/p.P.                 

  • Audioguide: in deutscher, englischer, spanischer, russischer oder polnischer Sprache (Leihe je Gerät: 3,-€ )

Am 22. Juni 1991 bildete sich in Möglin die Fördergesellschaft Albrecht Daniel Thaer als gemeinnütziger, eingetragener Verein. Sie steht in der Nachfolge des seit 1987 bestehenden Arbeitskreises A. D. Thaer.Die Fördergesellschaft stellt sich das Ziel, Leben und Werk Thaers zu vermitteln und zu würdigen.

Kontakt:

Fördergesellschaft Albrecht Daniel Thaer e.V.│Hauptstraße 10, OT Möglin│15345 Reichenow-Möglin

Telefon:  033456-35164│Fax: 033456-72048│

  • E-Mail: info@albrecht-daniel-thaer

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In der Nähe finden Sie das Freilichtmuseum Altranft mit Darstellungen der Entwicklung im ländlichen Raum; Kunersdorf mit dem Grab der Frau von Friedland, die für Thaer eine wichtige Gesprächpartnerin war; Neuhardenberg, genannt nach dem Staatskanzler von Hardenberg, der bei der Übersiedlung Thaers von Celle nach Möglin eine große Rolle spielte; Domäne Wollup, die Johann Gottlieb Koppe, ein Mitarbeiter/Schüler Thaers, ab 1827 als Generalpächter bewirtschaftete.