Wo einst der Rauch durch die Schornsteine jagte

Kohle, Ton, Kalkstein und Stahl haben Brandenburg geprägt und bekannt gemacht. Folgen Sie den Spuren der Vergangenheit!

In diesem Jahr [Anm. d. Admin.: Text aus 2021] ist das Thema des Kulturlandes Brandenburg „Zukunft der Vergangenheit – Industriekultur in Bewegung“. Über 40 Orte zeigen die Geschichte und Zukunft einer Kultur, die das Land ebenso geprägt hat wie der Anbau der Kartoffel oder die Religionsfreiheit. Viele Städte des Landes sind erst durch die Industrialisierung groß geworden. Beispielsweise Orte wie Eberswalde, Fürstenwalde, Rathenow oder Brandenburg.

Dabei waren die Produktionsstätten ganz unterschiedlich – mal ging es um Rohstoffe für Berlin, mal um die Herstellung von Industrieprodukten für den Weltmarkt. Ein eindrucksvoller Ort der Industriegeschichte ist das alte Stahlwerk in Brandenburg an der Havel. Bis zur Wende brannten dort die imposanten Siemens-Martin-Öfen. Einer ist erhalten geblieben, der letzte
in Westeuropa. Gegründet wurde die Fabrik 1912 von Rudolf Weber. Weber kam ursprünglich aus dem Ruhrgebiet und brachte einen Teil der Mitarbeiter in die Domstadt an der Havel. „So kam der Karneval nach Brandenburg“, sagt Marius Krohn, der das Museum des Stahlwerks leitet.

Beeindruckend sind auch die Schachtöfen des Kalkwerks Rüdersdorf. 17 Hektar umfasst das Museumsgelände. Vermutlich bis ins 13. Jahrhundert reicht der Abbau des Kalksteins zurück. Besucher erleben die Entwicklung des Abbaus bis zur heutigen Zeit. Kleine Forscher können im Tagebau auf Fossilienjagd gehen. Hier wurden bereits Reste eines Nothosaurus (Meeresreptils der Trias) aus Muschelkalk geborgen. Ähnlich bedeutend für Berlin war auch die Ziegelei in Mildenberg mit ihren riesigen Tonvorkommen. Zur Blütezeit der Anlage vor etwa 100 Jahren wurden in einem Jahr rund 700 Millionen Ziegel produziert. Das reichte, um ca. 27.000 Mietwohnungen zubauen. Eine multimediale Ausstellung führt durch die Brennöfen. Das weitläufige Gelände an der Spree bietet aber auch noch viele weitere Attraktionen – von der Eisenbahn bis zum Streichelzoo.

Der Süden Brandenburgs war das Kohlerevier der DDR, aber auch schon davor. Bereits in den 1840er-Jahren wurde rund um Domsdorf Braunkohle gefördert. In der Brikettfabrik „Louise“ steht die immer noch funktionstüchtige Dampfbrikettpresse von 1883. Die Anlage war bis zu den Wendejahren in Betrieb und gehört zum „Architektonischen Kulturerbe“ Europas – ein Industriejuwel.

Fotos: Archiv Museumspark, Frank Schaal, Mechthild Passek, Archiv TV LSL Nada Quenzel, Peter Himsel, Susanne Wernicke, Andreas K. JulianText: Martin Hildebrandt veröffentlicht im Brandenburger Ausflugsplaner 2021

INFORMATION
Anfahrt: Mehr Infos finden Sie unter: industriemuseum-brandenburg.de, museumspark.de, ziegeleipark.de
brikettfabrik-louise.de
Zeitraum: Ganzjährig
Sehenswürdigkeiten: ENERGIE-Route Lausitzer Industriekultur und Entdecker-Touren: industriekultur-brandenburg.de
Souvenir: Kohle, Tonziegel, Fossilien aus Kalkstein, Stahl