Von Schweizern, Flamen & Hugenotten
Die historische Ansiedlung von Kolonisten in Brandenburg prägte und prägt das Land. Die Gründe für Ansiedlungen lagen oft in den Kriegen und Zerstörungen, die Brandenburg oft – besonders stark während des Dreißigjährigen Krieges -verherten . Insbesondere nach diesem Aderlaß stand das Land wirtschaftlich und demografisch stark geschwächt dar. Um das Land wieder zu bevölkern und wirtschaftlich zu beleben, förderten die brandenburgischen Herrscher die Ansiedlung von Kolonisten, die sowohl aus Deutschland als auch aus anderen Teilen Europas kamen.
1. Die Hugenotten (Französische Protestanten)
Eine der bekanntesten Gruppen von Kolonisten, die nach Brandenburg kamen, waren die Hugenotten. Sie waren französische Protestanten, die vor der religiösen Verfolgung in Frankreich flohen, besonders nach der Aufhebung des Edikts von Nantes im Jahr 1685. Der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, lud die Hugenotten ein, sich in seinem Land niederzulassen. Er gewährte ihnen weitreichende Privilegien, darunter religiöse Freiheit und wirtschaftliche Vorteile.
Eine der bekanntesten Gruppen von Kolonisten, die nach Brandenburg kamen, waren die Hugenotten. Sie waren französische Protestanten, die vor der religiösen Verfolgung in Frankreich flohen, besonders nach der Aufhebung des Edikts von Nantes im Jahr 1685. Der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, lud die Hugenotten ein, sich in seinem Land niederzulassen. Er gewährte ihnen weitreichende Privilegien, darunter religiöse Freiheit und wirtschaftliche Vorteile.
Siedlungsgebiete: Viele Hugenotten ließen sich in Berlin und der Mark Brandenburg nieder. Sie gründeten eigene Gemeinden, die als „Französische Kolonie“ bekannt wurden, darunter das berühmte Hugenottenviertel in Berlin (im heutigen Stadtteil Mitte). Auch kleinere Städte wie Potsdam, Brandenburg an der Havel und Frankfurt (Oder) erhielten Hugenottenkolonien.
Wirtschaftliche Bedeutung: Die Hugenotten brachten handwerkliche Fähigkeiten und Handelswissen mit und trugen maßgeblich zur wirtschaftlichen Wiederbelebung der Region bei. Besonders in der Seidenproduktion, im Textilgewerbe und im Gartenbau (der „Potsdamer Garten“) waren sie führend.
2. Schweizer Kolonisten
Im 18. Jahrhundert holte Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig, Kolonisten aus der Schweiz nach Brandenburg. Diese Schweizer Kolonisten waren überwiegend reformierte Christen, die in Brandenburg als Ackerbauern und Handwerker tätig wurden.
Siedlungsgebiete: Die Schweizer Kolonisten wurden vor allem in den ländlichen Gebieten Brandenburgs angesiedelt. Sie gründeten neue Dörfer, wie zum Beispiel „Schweizer Kolonien“ in Rüdersdorf und in der Uckermark. Auch in Städten wie Prenzlau und Neuruppin siedelten Schweizer an.
Wirtschaftliche Bedeutung: Diese Kolonisten trugen zur landwirtschaftlichen Erschließung bisher unbewohnter oder schwer zu bewirtschaftender Gebiete bei. Sie brachten neue landwirtschaftliche Techniken mit, die in der Region weiterverbreitet wurden.
3. Salzburger Exulanten
Eine weitere bedeutende Gruppe von Kolonisten waren die Salzburger Exulanten, die nach 1731 aus religiösen Gründen aus dem Erzbistum Salzburg vertrieben wurden. Diese Protestanten fanden in Brandenburg unter Friedrich Wilhelm I. Zuflucht. Wie bei den Hugenotten spielten auch hier religiöse Motive eine Rolle: Die Salzburger Protestanten wurden wegen ihrer Religion aus Österreich vertrieben.
Siedlungsgebiete: Die Salzburger Exulanten wurden in verschiedenen Teilen Brandenburgs angesiedelt. Besonders in der Uckermark und im Oderbruch entstanden neue Siedlungen, die stark von den Salzburgern geprägt waren. Sie gründeten unter anderem das Dorf Neu-Luisendorf im Oderbruch.
Wirtschaftliche Bedeutung: Die Salzburger waren vor allem als Landwirte tätig und halfen dabei, die bis dahin oft vernachlässigten Gebiete landwirtschaftlich zu erschließen und zu entwickeln.
4. Polnische und Böhmische Siedler
Neben den oben genannten Gruppen gab es auch Kolonisten aus Polen und Böhmen. Diese Siedler kamen bereits im späten Mittelalter, aber auch verstärkt im 18. Jahrhundert nach Brandenburg. Besonders während der preußischen Ostkolonisation unter Friedrich II., dem Großen, wurden Menschen aus diesen Regionen nach Brandenburg geholt.
Siedlungsgebiete: Viele dieser Kolonisten wurden in ländlichen Gebieten angesiedelt, insbesondere im Oderbruch, das nach der Trockenlegung im 18. Jahrhundert besiedelt wurde. Auch im Havelland und in der Neumark (heutiges Westpolen) ließen sich polnische und böhmische Kolonisten nieder.
Wirtschaftliche Bedeutung: Diese Kolonisten trugen zur Kultivierung der Ödflächen bei, insbesondere im Oderbruch, wo sie wichtige Arbeit bei der Urbarmachung und landwirtschaftlichen Nutzung der neuen Flächen leisteten.
5. Preußische Innenkolonisation
Neben den ausländischen Kolonisten gab es auch eine innere Kolonisation innerhalb Preußens. Friedrich II. initiierte im 18. Jahrhundert ein umfassendes Siedlungsprogramm, das auf die Wiederbesiedlung und Urbarmachung verwüsteter oder unterbevölkerter Regionen abzielte. Neben ausländischen Kolonisten wurden auch deutsche Bauern aus anderen preußischen Provinzen nach Brandenburg geholt.
Siedlungsgebiete: Diese Kolonisten wurden ebenfalls in Regionen wie dem Oderbruch, der Uckermark und dem Havelland angesiedelt. Viele der neu gegründeten Dörfer tragen noch heute die Namen der damaligen Herrscher, wie zum Beispiel Friedrichswalde, Friedrichsgabe oder Friedrichshorst.
Flamen
Die Einwanderung flämischer Siedler nach Brandenburg fand vor allem – im Gegensatz zu den oben aufgeführten Kolonistengruppen – bereits im späten Mittelalter statt und trug erheblich zur landwirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Region bei. Nach bisherigen Forschungsergebnissen folgten im 12. und 13. Jahrhundert etwa 400.000 Menschen dem Aufruf, in den Osten zu ziehen. Die Siedler stammten dabei nicht nur aus Flandern, sondern auch aus Regionen wie der Altmark, dem Harz und den Rheingebieten.
Insbesondere im Fläming siedelten sich in mehreren Wellen vor allem Flamen an, die nach Sturmflutkatastrophen an der Nordseeküste eine neue Heimat suchten. Über Magdeburg wanderten sie zunächst in die Loburger und Leitzkauer Region ein, später wurden Gebiete wie Wittenberg, Jüterbog und zuletzt Bad Belzig besiedelt.
Traditionen, die sich bis heute erhalten haben
Die Region erhielt ihren Namen von den Flamen (Flemingen). Bis etwa 1500 bezog sich der Begriff jedoch hauptsächlich auf den Jüterboger Raum sowie die westlichen Gebiete um Burg und Loburg. Der etwa 30 bis 50 Kilometer breite Höhenzug, der sich vom Osten Magdeburgs bis zur Dahme über rund 100 Kilometer erstreckt, war im Mittelalter unter dem Namen „Sächsischer Grenzwall“ bekannt. Die flämischen Siedler brachten nicht nur landwirtschaftliches Wissen, sondern auch kulturelle Traditionen und Bräuche mit, die sich in der Region Brandenburg teils bis heute erhalten haben.
- Bauweise und Architektur: Viele Dörfer, die von flämischen Siedlern gegründet oder ausgebaut wurden, zeigen noch heute typische Merkmale der flämischen Bauweise. Dazu gehören breite Dorfstraßen, große Höfe mit Fachwerkhäusern und eine klare Dorfstruktur. Einige Kirchenbauten in der Prignitz und Uckermark lassen ebenfalls flämische Einflüsse erkennen.
- Landwirtschaftliche Techniken: Besonders in der Moorkultivierung und der Entwässerung sumpfiger Gebiete blieben die Techniken der Flamen prägend. Diese Methoden wurden über Generationen hinweg weitergegeben und haben dazu beigetragen, dass bestimmte Regionen Brandenburgs landwirtschaftlich nutzbar gemacht werden konnten. Auch heute noch zeugen die entwässerten Gebiete von der Arbeit der flämischen Siedler.
- Flämische Namen und Ortsgründungen: Einige Orte in Brandenburg weisen noch heute flämische Einflüsse in ihren Namen auf. Zudem gibt es Dörfer und Gemeinden, die direkt auf die Ansiedlung durch flämische Kolonisten zurückgeführt werden können. Ortsnamen wie Fleming (heute Flemmingen) erinnern an die Herkunft der Siedler.