Treidelfest in Niederfinow
Faszinierende Zeitreise in die Geschichte der Binnenschifffahrt
Termin: 06. Juli ´24 / Beginn: 10:00 Uhr – Ende: 17:00 Uhr
Ort: Parkplatz Hebewerke Niederfinow, Hebewerkstr. 70a, 16248 Niederfinow
Anlässlich des 90. Geburtstags des Schiffshebewerks erwartet Sie ein besonderes Event, das die traditionelle Technik des Treidelns lebendig werden lässt. Seien Sie dabei, wenn der historische Kaffenkahn „Concordia“ von kräftigen Mulis über den Finowkanal gezogen wird.
Das Familienfest am Kanal
Erleben Sie eine faszinierende Zeitreise in die Geschichte der Binnenschifffahrt beim ersten Treidelfest in Niederfinow am 6. Juli!
Genießen Sie Fahrten mit dem historischen Salonboot „Funtensee“ und erleben Sie, wie Pferde und Maultiere einst Schiffe bewegten. Die Fahrten auf den Treidelkähnen sind nach vorheriger Anmeldung möglich. Ein kostenloser Shuttleservice per Kutsche verbindet die Veranstaltungsorte.
Freuen Sie sich auf ein buntes Programm mit regionaler Küche, Kinderaktivitäten, Ponyreiten und einer musikalischen Begleitung durch BB RADIO. Kostenpflichtige Parkplätze sind am Hebewerk vorhanden.
Eintritt frei! Tauchen Sie ein in lebendige Geschichte und feiern Sie.
Das Technische Wunderwerk
Das Schiffshebewerk Niederfinow, ein beeindruckendes Denkmal der Ingenieurskunst, wurde 1934 eröffnet, um die Höhenunterschiede der Havel-Oder-Wasserstraße zu überwinden. Es ersetzte die frühere Schleusentreppe mit ihren vier Schleusen, die aus dem 18. Jahrhundert stammte und für den wachsenden Schiffsverkehr nicht mehr ausreichte.
Die Schiffshebewerke am Finowkanal / Bilder Lars Wiedemann (l & r) und Karsten Förster (m)
Das neue, moderne Schiffshebewerk Niederfinow Nord, 2022 in Betrieb genommen, ergänzt das historische Bauwerk und kann größere Schiffe aufnehmen. Beide Hebewerke sind bedeutende Touristenattraktionen. Jährlich besuchen Tausende die Anlage, um die faszinierende Technik in Aktion zu sehen. Die Kombination aus Historie und Moderne macht Niederfinow zu einem einzigartigen Erlebnisort an der deutschen Wasserstraße.
Die Kahnschlepper
Treideln ist eine historische Methode, bei der Schiffe mittels Zugtieren wie Pferden oder Mulis entlang von Flüssen oder Kanälen gezogen werden. Diese Technik war weit verbreitet, bevor Maschinen die Schifffahrt revolutionierten. Am Finowkanal, einer der ältesten künstlichen Wasserstraßen Deutschlands, spielte das Treideln über Jahrhunderte eine zentrale Rolle. Es ermöglichte den Transport von Gütern durch die Region und trug wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Heute erinnert das Treideln an die traditionelle Binnenschifffahrt und ist ein kulturelles Erbe des Kanals.
Treideln am Finowkanal / Foto Binnenschifffahrtsmuseum Oderberg
Am Finowkanal erprobte einschienige Treidellok (System Köttgen), heute im Berliner Technikmuseum / Foto: Dr. Karl-Heinz Hochhaus – Eigenes Werk, CC BY 3.0
Die Wasserstraße
Der Finowkanal, eine der ältesten künstlichen Wasserstraßen Deutschlands, wurde 1609 eröffnet und spielte eine zentrale Rolle in der industriellen Entwicklung Brandenburgs. Im 18. und 19. Jahrhundert war der Kanal eine wichtige Verkehrsader, die die Havel mit der Oder verband. Dies erleichterte den Transport von Rohstoffen wie Holz, Erz und Kohle sowie von Fertigwaren. Entlang seiner Ufer siedelten sich zahlreiche Mühlen, Eisenwerke und Fabriken an, die von der günstigen Lage profitierten. Der Kanal trug wesentlich zur Entstehung einer der ersten Industrieregionen Deutschlands bei, insbesondere durch die Förderung des Handels und der Produktion in der Region Eberswalde.
Der Finowkanal ermöglicht Entdeckungen aus neuer Perspektive / Foto TMB Reiseland Brandenburg
Nach seiner Blütezeit wurde der Kanal durch größere Wasserstraßen wie den Oder-Havel-Kanal ersetzt. Doch seit den 1990er Jahren erlebt der Finowkanal eine Renaissance als Kulturdenkmal und touristisches Highlight. Seine historische Bedeutung und die gut erhaltenen alten Schleusen ziehen heute viele Besucher an. Der Kanal ist eine beliebte Strecke für Freizeitkapitäne, Kanufahrer und Radfahrer, die die malerische Landschaft und die historische Atmosphäre genießen.
Der Finowkanal dient heute nicht nur als idyllischer Ort für den Wassertourismus, sondern auch als lebendiges Freilichtmuseum, das die Geschichte der Binnenschifffahrt und der industriellen Revolution in Brandenburg erzählt. Mit seinen zahlreichen Schleusen, historischen Brücken und angrenzenden Industriedenkmälern bietet er ein faszinierendes Erlebnis für Geschichtsinteressierte und Naturfreunde gleichermaßen. Veranstaltungen wie das Treidelfest beleben die Tradition und fördern das kulturelle Erbe. Der Finowkanal bleibt somit ein wertvolles Zeugnis der Vergangenheit und ein wichtiger Faktor für den Tourismus in Brandenburg.
.
Neugieriges Muli / Foto pixabay
Die eigentlichen Helden des Tages
Maultiere, Mulis und Maulesel sind Hybride zwischen Pferden und Eseln. Ein Maultier (Muli) entsteht durch die Kreuzung eines Pferdehengstes mit einer Eselstute. Sie sind robust, ausdauernd und kräftig, daher ideal als Last- und Zugtiere, besonders in unwegsamem Gelände. Ein Maulesel, seltener, ist das Ergebnis einer Kreuzung von Eselhengst und Pferdestute, oft weniger kräftig als Maultiere. Heute werden Maultiere und Maulesel weltweit in der Landwirtschaft, im Tourismus und bei Outdoor-Aktivitäten wie Trekking eingesetzt, wo ihre Stärke und Trittsicherheit von großem Vorteil sind.
Die Mulis, als Zugtiere zum Treidelfest, kommen von „Reit- und Fahrtouristik Lychen“.
Wilde Pferde neben den Schiffshebewerken
Die Liebenthaler Pferde, eine seltene und robuste Rasse, stammen aus dem brandenburgischen Liebenthal. Sie sind bekannt für ihre Ausdauer und Anpassungsfähigkeit, die sie u.a. zu idealen Zugtieren machten. Nahe dem Schiffshebewerk Niederfinow lebt seit 2023 eine Herde dieser „Wildpferde“. Die Tiere beweiden Flächen des Naturparks Barnim und spielen eine daher wichtige Rolle im Naturschutz. Besucher des Hebewerks können die Liebenthaler Wildpferde beobachten, es sind nur wenige Gehminuten vom Hebwerk zum Pferdeareal.
Liebenthaler „Wildpferde“ kann man in Liebenthal oder in der Nähe der Schiffshebewerke beobachten / Foto Stiftung Liebenthaler Pferdeherde