Moore erwandern

Ein Moor ist für den Menschen nur schwer zu durchqueren. Mithilfe von Stegen und befestigten Wegen versuchen die Naturparks dennoch, das Moor erlebbar zu machen.

VON MOOR ZU MOOR
Länge: 12 Kilometer
Start: Menz
Kontakt: naturparkhaus.de

Der Moorwanderweg am Roofensee ist besonders eindrucksvoll. Da haben Sie die richtige Wahl getroffen“, sagt Ireen Werner, Moorexpertin beim BUND. Und sie sollte recht behalten, obwohl es anfangs so aussah, als ob das Vorhaben
Moorwanderung mit Sohn komplizierter werden würde. Denn als die freundliche Frau vom Naturparkhaus Stechlin in Menz
den Buggy mit dem Kleinkind sieht, rät sie von der Reise durch den Wald ab. Der Weg sei zwar für Familien gut geeignet, aber mit einem Kinderwagen käme man nur schlecht durch das Naturschutzgebiet.

Immerhin zwölf Kilometer misst der Erlebnispfad „Von Moor zu Moor“, der nicht nur einen, sondern gleich mehrere Moore durchquert. „Informationstafeln und Mit-Mach-Modelle geben Aufschluss darüber, welche Unterschiede es in der unktionalität von intakten und entwässerten Mooren gibt, wie sich Moore wieder renaturieren lassen, und nicht zuletzt darüber, wie Moore überhaupt funktionieren“, heißt es vom Naturpark. Das klingt spannend. Abbrechen und stattdessen auf dem Spielplatz im Zentrum von Menz austoben? Oder einen Strandtag am glasklaren Roofensee einlegen? Auch eine schöne Idee, aber der Erlebnispfad zu den Mooren lockt mehr. Wir laufen los …

Eine Infobroschüre, die im Naturparkhaus erhältlich ist, gibt eine erste Orientierung. Zudem weisen 30 Hinweisschilder den Weg. Aber eigentlich sind diese überflüssig. Denn der Weg führt immer am See entlang. Jedoch empfängt uns tatsächlich keine ausgebaute Promenade zum Flanieren, sondern ein naturbelassener Waldweg. Mal geht es rauf mal geht es runter, über Wurzeln und durch Sand. Der Buggy wird kräftig durchgeschüttelt – zur Freude des Juniors. An einer der ersten Moorstationen überbrücken schmale Bretter den feuchten Untergrund. Der Kinderwagen muss getragen werden. Bis zu 13.000 Jahre alt ist das Moor hier. Der Wasserhaushalt wirkt intakt. Bei der nächsten Station erlebt der Besucher die Renaturierung eines Feuchtgebietes. Alte Gräben wurden zugeschüttet, ein Steg führt in das wieder wachsende Moor hinein. Fasziniert schauen wir auf die ungewöhnliche Pflanzenwelt. Bei der nächsten Station entwickelt sich der Prozess andersherum. Verlandungsmoor nennt sich die Feuchtwiese, die einmal im Jahr gemäht wird. Die obere Torfschicht ist so trocken, dass sie begehbar ist. Doch auch hier siedeln sich viele seltene Pflanzen- und Tierarten an, wie eine Tafel verrät.
Anschließend laufen wir in den dunklen Wald, vorbei an abgestorbenen Bäumen, zu einem Ort, der Dietrichs Teerofen genannt wird. Von den Häusern, die hier standen, um Teer zu produzieren, ist nicht mehr viel zu sehen. Kesselmoor heißt das mit Wasser gefüllte Tal. Auf dem Rückweg passieren wir einen weiteren dieser Moortypen, der dank eines breiten Steges gut begehbar ist. Apropos gehen. Ab nun geht es mit dem Buggy gut voran. Nach Menz führt ein Radweg die
Straße entlang. Das ist komfortabel, aber weniger aufregend als das Abenteuer in der Wildnis. Fand auch der Junior.

NATURSCHUTZGEBIET PLAGEFENN
Länge: 10 Kilometer
Start: Kloster Chorin, Brodowin
Kontakt: naturwacht.de
Im südlichen Teil des Biosphärenreservats Schorfheide Chorin liegt das kleine Naturschutzgebiet Plagefenn. Es ist gut zu Fuß vom Kloster Chorin oder dem Ökodorf Brodowin zu erreichen. Auf Initiative des Försters Max Kienitz wurde es 1907 als erstes Naturschutzgebiet Norddeutschlands gegründet. Die Kernzone ist heute ein Totalreservat und darf nicht betreten werden. Auch sonst ist dieses Gebiet kaum touristisch erschlossen. Schilder sind teilweise aus dem letzten Jahrhundert. Plage beziehungsweise Plawe war eine Siedlung, die bereits im 15. Jahrhundert aufgegeben wurde. Mit anderen Worten: Seit über 500 Jahren ist die Gegend unbesiedelt – ein verwunschen-schöner Ort, der sich selbst überlassen wird. Und die
Natur erfüllt ihre Aufgabe mit Bravour. Biber haben Bäume gefällt, Totholz füllt Tümpel. Jedes Gewässer, jeder Abschnitt sieht ein wenig anders aus. Dies ist kein Rohstofflager für die Holzwirtschaft, sondern eine wilde Landschaft. Im Plagefenn darf das Moor noch Moor sein. Zur Freude der wenigen Besucher.

RAMBOWER MOOR
Länge: 12 Kilometer
Start: Boberow
Kontakt: burg-lenzen.de
Gorleben ist bekannt. In einem Salzstock soll ein Endlager für Atommüll entstehen. Auch unter Rambow, dessen Rinne bis
Gorleben reicht, befand sich vor Millionen von Jahren Salz. Doch hier wurde das Salz durch Wasser aufgelöst. Es bildeten sich Hohlräume, die irgendwann einstürzten. Ein Tal entstand, das sich mit Wasser füllte. Noch heute ist dieser Einbruch der
Erdmassen zu sehen. Das Rambower Moor ist ein Durchströmungsmoor und hat eine Größe von etwa 450 Hektar, also etwa so groß wie ein Flughafen. Der Weg ist 2012 als „Zweiseitenweg“ mit Informationstafeln zur Natur und Geschichte des Moores versehen worden. Der 11,5 km lange

MOORLEHRPFAD RADDUSCH
Länge: 13,5 Kilometer
Start: Radduscher Naturhafen
Kontakt: raddusch-spreewald.de
Der Lehrpfad führt ebenfalls durch eine wilde Landschaft und ist nur sparsam ausgeschildert. Im Internet kann eine Karte mit Erklärungen abgerufen werden. Ansonsten helfen die eigenen Sinne. In Deutschland verirren sich nur sehr selten Menschen im Moor. Zudem ist die Gegend touristisch gut erschlossen. Wir sind schließlich im Spreewald. Und wenn
man so will, ist der gesamte Spreewald ein großes Moor. Wobei durch Torfabbau und Trockenlegungen die Moore in
viele Einzelmoore zerfielen. Zudem drohten viele auszutrocknen, da für den Braunkohletagebau das Grundwasser
gesenkt wurde. Mittlerweile wachsen die Moore wieder, unter anderem das Dubkowmoor und das Sauenmoor, das
schon fast völlig verschwunden war. Der Schöpfwerksbetrieb wurde Anfang der 90er-Jahre eingestellt und die Flächen vernässten durch den fehlenden Abfluss. Somit führt der Lehrpfad durch alte und renaturierte Moore. Fachkundige Führungen können unter der Telefonnummer 035433-711 41 vereinbart werden.

Texte: Martin Hildebrandt, Fotos: Adobe Stock / sergbob, Martin Hildebrandt, Johan Schmidt, Christian Fischer, Peter Becker veröffentlicht im Landurlaub Brandenburg 2020