Königtum des Landes

Es ist der Höhepunkt ländlicher Feste – die Wahl der Könige und Königinnen in Brandenburg. Tief verwurzelt hat sich diese Tradition in den Regionen. Der Stolz der Regenten zeigt das.

Gurkenkönigspaar

Eure Majestät Daniel I., wie lange hat es gedauert, sich an diesen Titel zu gewöhnen? „Ach, das ging sehr schnell“, sagt Daniel Eggert, der 20. Gurkenkönig aus dem Spreewald. Die Entscheidung, sich auf das Amt zu bewerben, fiel dem Agrarwissenschaftler ebenso leicht. Schließlich liegen ihm die Region und alles, was den Spreewald so besonders macht, am Herzen. Bedarf es einer besonderen Vorbereitung? „Wenn man sich jeden Tag mit Gurken beschäftigt, kommt man sehr schnell in die Materie“, erklärt der Mitarbeiter vom Gurkenhof-Frehn. „Ich wusste gleich, dass ich diese repräsentative Aufgabe zusammen mit meiner Frau Jessica gerne einmal machen möchte.“ Dabei ist es keine Voraussetzung für das Amt, auch im wirklichen Leben ein Paar zu sein. „Ehrlich gesagt glaube ich, die Harmonie ist schon besser, wenn man das mit der richtigen Partnerin macht. Es ist doch schöner, wenn die Königin auch meine Königin ist.“ Zu den Aufgaben der Regenten gehört das Repräsentieren auf nationalen und internationalen Messen und anderen kulturellen Veranstaltungen über die Grenzen des Spreewaldes hinaus. „Es macht großen Spaß, für die gute Sache unterwegs zu sein. Man lernt immer etwas dazu, trifft sehr viele Menschen und knüpft neue Kontakte.“ Das Gurkenkönigspaar wird jedes Jahr am Gurkentag gekrönt. 1999 wurde die Tradition im Rahmen des EU-Herkunftsschutzes für die Spreewald-Gurke eingeführt.

Übrigens: Die Trachten des Regentenpaares lehnen sich an die der sorbischen Mitbürger an, die tief in der Region verwurzelt sind.

Erntekönigin

Krönender Abschluss des Brandenburger Dorf- und Erntefest ist die Wahl der Erntekönigin. Auch Dr. Katja Leppin durfte sich beim zuletzt in der Uckermark stattfindenden Spektakel, in die Reihe der Königinnen einreihen. Eine prominente Aufgabe, zu der die Tierärztin aus der Prignitz eher unverhofft kam. Denn heimlich, still und leise hatte ihre Mutter Kerstin die Bewerbung an den Landesbauernverband gesandt und ihre Tochter für das Amt herzlichst empfohlen. „Sie dachte wohl, ich bin die Richtige für diese Aufgabe“, sagt die Tierärztin und lacht. Schon ihr Großvater war Chef der LPG Görike-Schönhagen, heute Agrargenossenschaft, deren Gechäftsführer nun ihr Vater ist. Die Landwirtschaft ist tief in ihrer Familie verankert und auch in dritter Generation ein Herzensthema. Kein Wunder also, warum sich Dr. Katja Leppin zur Wahl stellte. Als Landeserntekönigin vertrat sie in einjähriger Amtszeit die Brandenburger Landwirte und deren Arbeit und
gesellschaftlichen Leistungen. Mit rund zehn Auftritten, unter anderem auf der Grünen Woche oder der Brandenburger Landpartie, ein umfangreiches Ehrenamt. „Es ist einfach eine tolle Erfahrung. Man kommt viel herum, hat tolle Gespräche und lernt sehr interessante Leute kennen. Dieses Amt bringt einen persönlich weiter“, resümiert die Landeserntekönigin,
die ihrer Mutter dafür dankbar ist. Die erste Erntekönigin wurde 1998 gewählt. Eingeführt wurde die heute beliebte Tradition, um der Landwirtschaft ein Gesicht zu geben und um auf landwirtschaftliche Themen aufmerksam zu machen. Wichtigste Voraussetzung für die Krone ist die tiefe Verbundenheit zu Brandenburg.

Fotos: Spreewaldverein, LBV Brandenburg, Werder-Havel, Tabakmuseum Vierraden, Matthias Bruck, Spargelstadt Beelitz, privat veröffentlicht im Landurlaub Brandenburg 2020