Henkerhaus und Denkmal der Hexenverfolgung in Bernau

Autor Leon Ebert (Textgrundlage: Kathrin Schwarz)

Unweit vor den Toren Berlins liegt mit Bernau eine Schatzkiste voll 700 Jahren mittelalterlicher und neuzeitlicher Geschichte. Wer vom berühmten Steintor aus entlang der historischen Stadtmauer schlendert, kommt nach kurzer Zeit zum Henkerhaus: Hier lebte bis in das 19. Jahrhundert der Scharfrichter der Stadt – etwas abseits gelegen, wie es der sozialen Stigmatisierung seines Berufs entsprach.

Heute befindet sich hier eine Abteilung des Heimatmuseums, die sich der Stadtgeschichte widmet. Direkt neben dem Henkerhaus deutet ein 2005 enthülltes Denkmal auf einen besonders dunklen Abschnitt dieser Geschichte hin. Auf der drei Meter großen Konstruktion aus Metall und Glas liest man: »Der Hexerei beschuldigt/gefoltert/getötet«. Auf der anderen Seite sind die Namen von 28 in Bernau hingerichteten Menschen eingraviert.

Die Geschichte der Hexenverfolgung in Bernau entbehrt nicht des Schauerlichen. Wer dem ganz haptisch näherkommen will, kann dies anhand der Exponate im Keller des Henkerhauses tun: Vom Schlagrad bis zum Richtschwert sind hier diverse Instrumente der mittelalterlichen Justiz zu bestaunen. Aber der Fokus der Erinnerungsarbeit liegt nicht nur auf der Darstellung von Grausamkeit und Folter – schließlich steht die Hexenverfolgung auch für die Geschichten von ausgegrenzten und verfolgten Menschen. Das Hexendenkmal neben dem Henkerhaus deutet diesen veränderten Fokus an: Hier stehen die Opfer im Vordergrund.     

Eines dieser Opfer war Dorothea „Orthie“ Meermann. Schon ihre Mutter und Großmutter wurden als Hexen verurteilt und verbrannt. Der Katalog an Vorwürfen gegen sie umfasste unter anderem das Vergiften einer Suppe und den Besitz eines Drachens … Nachdem sie 1619 in der Haft starb, konfrontierte ihre Tochter Catharina Selchow den Scharfrichter mit der grausamen Behandlung ihrer Mutter – und geriet in der Folge selbst in die Fänge der mittelalterlichen Strafverfolgung.


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Ein Spaziergang durch die Bernauer Altstadt und ein Besuch im Henkerhaus laden zur Reflektion über diese, oben beschriebene, düstere Vergangenheit ein, die letztendlich auch als Mahnung gegen Diskriminierung und Verfolgung Teil unserer Geschichte ist.

In die mittelalterliche Geschichte Bernaus eintauchen kann man jedes Jahr am 2. Juniwochenende, dann feiert die Stadt ihr berühmtes Hussitenfest.


Wer noch tiefer in das Thema eintauchen will, dem sei das Sonderheft der Mark Brandenburg zum Thema „Hexen in Brandenburg“ empfohlen: Hier lesen Sie neben der Geschichte der Bernauer Hexenverfolgung von mittelalterlichen Zaubersprüchen, archäologischen Funden, der „Butterhexe von Semlin“ und der letzten Brandenburger Hexenverfolgung im Jahre 1701.

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