Grumsin – ein Naturschatz im Norden Brandenburgs

Autor Leon Eber

Frisches Grün, ein Spiel aus Schatten und Licht, das durch die Blätter fällt – wer schon einmal die Gelegenheit hatte, durch einen Buchenwald zu wandern, weiß wovon die Rede ist. Einen richtigen Urwald aus alten Buchen kann man im UNESCO Weltnaturerbe „Grumsin“ im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin erleben. Wer schon immer wissen wollte, wie ein Wald aussieht, der in seinem Wachstum kaum von der Forstwirtschaft beeinflusst wurde, ist hier richtig.

Ein solcher naturnaher Buchenwald ist eine absolute Seltenheit im „Kiefernland“ Brandenburg, dessen Wälder zu über 70 Prozent aus schnellwachsenden – und dadurch wirtschaftlichen – Kiefern bestehen. Mit einem Waldanteil von 37 Prozent ist Brandenburg eines der waldreichsten Bundesländer Deutschlands und die Forstwirtschaft spielte hier schon immer eine wichtige Rolle. Die Kiefer als der „Brotbaum“ Brandenburgs hat Tradition in der hiesigen Forstwirtschaft, die spätestens seit dem 18. Jh. als Folge übermäßiger Nutzung mit Holzknappheit zu kämpfen hatte. Ein geflügeltes Wort in Forstkreisen zitiert die Beamten einer Forstbereisung aus dieser Zeit mit dem emblematischen Spruch: „dass kein Baum zu finden war, der stark genug war, einen preußischen Oberförster daran aufzuknüpfen“…

Mit der Zeit wandelte sich das Konzept einer rücksichtlosen Ausbeutung der Natur hin zu einer dauerhaften Nutzung: Es sollte nicht mehr abgeholzt werden als nachwachsen kann. Schlagwort: Nachhaltigkeit. Ein Begriff, der heutzutage gerne herumgereicht wird, aber seine Ursprünge im nicht unweit gelegenen Sachsen hat: Hier wurde er 1713 erstmalig von Hans Carl von Carlowitz verwendet – und zwar als Antwort auf die auch hier drohende Holzknappheit.   

Das Konzept der Nachhaltigkeit hat heutzutage u. a. in Form von Regeln zur Walderhaltung und einer Wiederaufforstungspflicht Einzug in das „Waldgesetz“ Brandenburgs gehalten. Es ist aber auch eine Einstellung, die von vielen Forstleuten und verantwortungsbewussten Waldbesitzern geteilt wird. Grumsin ist einerseits ein schützenswertes Relikt der alten Wälder Brandenburgs, andererseits aber auch ein Verweis in die Zukunft, in der durch einen natürlichen Waldumbau wieder vermehrt artenreiche Mischwälder kultiviert werden sollen. 


Wegezeichen-Grumsiner Genußwanderweg
Wegezeichen am
Grumsiner Genußwanderweg

Am besten erkundet man diesen Naturschatz ganz altmodisch zu Fuß. Dafür bietet sich beispielsweise der „Grumsiner Genusswanderweg“ an. Auf 17 km schlängelt sich dieser vom bequem per Zug zu erreichenden Bahnhof Angermünde den Markierungen (türkisfarbenes „G“) folgend durch den Grumsiner-Forst nach Altkünkersdorf. Von einer sportlichen Wanderung bis zur entspannten Einzeletappe für die ganze Familie ist dabei alles möglich: Die neue Welterbe-Buslinie verbindet die einzelnen Etappen und die Endstationen miteinander.

2021 erhielt der Grumsiner Genusswanderweg den pro agro-Marketingpreis


Wer über Grumsin hinaus noch mehr über Brandenburgs Wälder erfahren will, sollte einen Blick in die Nr. 104 der Mark Brandenburg werfen: Hier erfahren Sie mehr über die Geschichte der Nachhaltigkeit, den natürlichen Waldumbau, die umstrittene Rückkehr von Wildtieren in Brandenburgs Wälder und den alten Wald als sagenhaften Ort der Waldgeister, Holzmännchen und Irrlichter.