Ein Feuerwerk der Farben
Wenn morgens der Nebel über die Felder wabert, dann beginnt eine der schönsten Zeiten für das ländliche Brandenburg. Wälder und Alleenbäume präsentieren sich in prächtigen Farben, am Himmel formieren sich die Vögel für den Flug nach Süden.
Auf Feldern und in Gärten geht es im Herbst geschäftig zu. Kartoffeln und Rüben müssen raus, die Äpfel wollen geerntet werden. Tausende Menschen machen sich auf nach Groß Schauen im Seenland Oder-Spree, wenn Landwirt Fritz-Walter Peter Ende September zur Kartoffelernte ruft. Sein Namensvetter, der „Alte Fritz“, verliest in Uniform seinen berühmten Kartoffelbefehl, dann greifen alle zu Hacken und Eimern. Was sie ernten wird abgewogen, gezahlt und mit nach Hause genommen. Dass die Kartoffeln hier viel preiswerter sind als im Supermarkt, ist für die meisten Besucher gar nicht entscheidend. Viel wichtiger ist der Spaß beim gemeinsamen Buddeln – besonders für die Kinder.
Landauf, landab drehen sich im Herbst viele Feste um den Apfel. Besucher können dabei erleben, wie groß die Vielfalt an Sorten ist und wie unterschiedlich der Geschmack sein kann. Nur in Ribbeck setzt man mehr auf Birnen. Ehrensache, schließlich kennt jedes Kind die Geschichte vom Herrn von Ribbeck, der einst freigiebig seine Birnen verschenkte. Ein „Deutscher Birnengarten“ wurde hinter seinem Schloss angelegt – mit Bäumen aus allen 16 Bundesländern. Rund um den Tag der Einheit wird dort der Birne mit einem großen Fest gehuldigt. Während bei Äpfel und Birnen die Konkurrenz groß ist, hat Brandenburg beim Sanddorn die Nase vorne. Nirgends gibt es in Europa größere Anbauflächen.
Ganz in Orange gehüllt ist vor allem der Kreis Potsdam-Mittelmark. Ungekrönte Sanddorn-Königin ist Christine Berger, die seit mehr als 25 Jahren in Petzow bei Potsdam ihren Frucht-Erlebnisgarten betreibt. Säfte, Liköre, Marmelade, Bonbons oder Kosmetika – die Liste ihrer Sanddorn-Produkte ist groß. Kaufen kann man sie im Hofladen, probieren im Restaurant. Und wie die vitaminreichen „Zitronen des Nordens“ verarbeitet werden, das können Besucher in der Gläsernen Produktion live miterleben. Einige Kilometer weiter dreht sich in dieser Zeit fast alles um Kürbisse.
Von September bis November können Besucher die große Kürbis-Ausstellung bei Buschmann & Winkelmann bewundern. Viele Tausend Früchte werden auf dem Erlebnishof zu phantasievollen Formen und Figuren geordnet. Es gibt einen Wettbewerb um den schwersten Kürbis, Schnitzmeisterschaften und natürlich allerlei Gerichte und Getränke mit Kürbis. Auf den Feldern gleich nebenan kann sich jeder aus mehr als 20 Sorten Zier- und Speisekürbissen die schönsten Exemplare selbst pflücken.
Wenn die Temperaturen in den Keller gehen, dann kommt dampfender Kohl auf die Teller. In der Prignitz beginnt die Zeit des Knieperkohls. Hochburg des deftigen Wintergemüses ist Pritzwalk, das sich sogar offiziell sogar als Knieperstadt bezeichnet. Auch in anderen Teilen der Prignitz laden Restaurants von November bis März zu Knieperkohl-Gerichten in allen Varianten ein. Tradition hat die winterliche Ausflugsfahrt mit der legendären Schmalspurbahn „Pollo“, bei der natürlich Knieperkohl auf den Tisch kommt.
In den Wochen vor Weihnachten herrscht im kleinen Ort Himmelpfort im Ruppiner Seenland Hochbetrieb. Mit seinen vielen freiwilligen Helfern muss Knecht Ruprecht dort viele Tausend Briefe von Kindern aus aller Welt beantworten. Ein gefragter Mann ist in dieser Zeit auch Thomas Golz. Denn seine Rentiere sollen Knecht Ruprecht auf die Weihnachtsmärkte begleiten. Alljährlich am 4. Advent lädt Thomas Golz selbst zur Weihnachtsfeier auf seine Farm im hohen Norden der Uckermark ein, wo er neben Rentieren auch Elche, Hirsche und Bisons züchtet.
Dann kommen Besucher aus nah und fern, um mit den Tieren zu posieren, am Lagerfeuer zu feiern oder sich mit frischem Braten fürs Fest einzudecken. Stimmungsvolle Weihnachtsmärkte finden in allen Teilen Brandenburgs statt. Im Doppelpack erleben kann man sie im Spreewald. Vom Markt in Lübbenau gelangt man stilecht per Kahn oder bei einer abendlichen Fackelwanderung ins Freilandmuseum Lehde, das wirkt, als habe man die Zeit vor 150 Jahren einfach angehalten.