Die Kultur-Landschaften des Oderbruch

Autor Leon Eber

Das Oderbruch ist einen Besuch wert! Und das nicht erst seitdem es 2021 mit dem Kulturerbe-Siegel der Europäischen Union ausgezeichnet wurde. Man könnte die Ehrung aber zum Anlass nehmen, Orte zu entdecken, die Teil einer Kultur-Landschaft im besten Sinne sind: Lebenswelten, eingewoben in Naturräume, die vielen Facetten der komplexen Beziehungen zwischen Mensch und Natur widerspiegelnd.

Aber bleiben wir auf dem Boden der Tatsachen: Warum in das Oderbruch fahren? Die über 40 Kulturerbe-Orte haben zu dieser Frage ein beredtes Spektrum an Antworten parat: Ob man dem jahrhundertealten Verhältnis der Oderbrücher zum Wasser – zu „ihrem“ Fluss – im Binnenschifffahrtsmuseum Oderberg, dem Schiffshebewerk Niederfinow oder doch lieber dem Denkmal für den Flussgott Viadrus in der Güstebieser Loose näherkommen will – die Möglichkeiten sind mannigfaltig.

Auch eine zweite große Konstante der Geschichte des Oderlandes, nämlich Land kann erkundet werden – genauer:  Ackerland, zu dessen Schaffung die Fluten der Oder nicht erst seit der Trockenlegung des Oderbruches unter Friedrich II. manipuliert werden. So im Dorfmuseum Friedrichsaue, im „Kolonistendorf“ Neulietzegöricke oder in Möglin, dem Geburtsort des preußischen Agrarreformers Albrecht Daniel Thaer (1752–1828). Immer wieder wird man dabei im Oderbruch der wechselseitigen Beeinflussung von Mensch und Naturraum begegnen. Besonders deutlich wird das im Filmmuseum Golzow, das dem Projekt der beiden Dokumentarfilmer Winfried und Barbara Junge gewidmet ist. In ihrer Filmreihe „Die Kinder von Golzow“ wird die prägende Zeit der DDR-Landwirtschaft dokumentiert und den Beteiligten eine Stimme verliehen.


„Hier habe ich im Frieden eine Provinz erobert.“

Friedrich II.


Wem jetzt schon vor lauter besuchenswerter Museen und Erinnerungsorte der Kopf schwirrt, der sei gewarnt: Das ist erst der Anfang! Die Orte der Erinnerung liegen dicht gedrängt auf der kulturellen Landkarte des Oderbruchs … Abhilfe bei Überforderung und Unterstützung bei Besuchs- und Tourenplanung gewährt die Seite www.kulturerbe-oderbruch.de, auf der Sie neben einem übersichtlichem Verzeichnis der Kulturerbe-Orte auch Informationen zu aktuellen Veranstaltungen und Projekten finden. Eine zentrale Anlaufstelle für Oderbruch-Interessierte ist darüber hinaus das Oderbruch Museum Altranft, das mit interessanten Exponaten sowie kulturellen und sozialen Projekten zu locken weiß. Und zuletzt sei noch auf einen weiteren Grund verwiesen, warum das Oderbruch einen Besuch wert ist: Es ist schön dort! Ob mit dem Fahrrad, zu Fuß oder per Boot: Die Kultur-Landschaft Oderbruch hat nicht nur viel Kultur, sondern auch viel Landschaft zu bieten: Oder-Neiße Radweg, Wanderungen im Bruch, auf den Spuren Fontanes durch Letschin spazieren … Auch hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten, eine gute Zeit zu haben.  


Wer darüber hinaus noch mehr über das Oderland erfahren will oder einen papiernen Begleiter für mögliche Exkursionen sucht, kann einen Blick in das neue Heft der Mark Brandenburg werfen: Hier lesen Sie über die eiszeitliche Entstehungsgeschichte, Oderbruch und Alten Fritz, Ab- und Aufbrüche nach 1945 und vieles andere. Unsere Autoren und Autorinnen bringen Ihnen Landschaften der Natur, der Literatur und der Erinnerung nahe – und breiten für Sie das historische Panorama des Oderlandes aus.  

Brandenburg erlesen

Nr. 129 DAS ODERLAND