Der „rote“ Adler

Der Rote Adler ist das Wappentier des Landes Brandenburg. Adler haben eine lange Tradition in der Geschichte der Heraldik. Doch warum wurde gerade ein roter Adler als Wappentier gewählt? Und welche Adlerarten sind im heutigen Brandenburg heimisch?

Bundesadler – Brandenburger Wappenvogel – Polnischer Adler im Staatswappen

Bis heute dienen einst herrschaftlichen Wappenvögel zur Identifizierung von landsmannschaftlicher Herkunft.


Der römische Ar – der Urvater der heraldischen Adler

Der römische Adler, auch „aquila“ genannt, war für die Legionen Ausdruck von für Macht, Ehre und Loyalität. Er spielte als über dem Schlachtgetümmel „schwebende“ Standarte eine wichtige Rolle bei der Motivation und Einigung der Truppen. Jede Legion besaß eine solche Adlerstandarte, die in der Schlacht an der Spitze getragen wurde und als Symbol der Identität diente.Verbunden mit Jupiter, dem höchsten römischen Gott, repräsentierte der Adler die Autorität des Römischen Reiches.

Römische Soldaten leisteten ihren Treueeid oft in Gegenwart des Adlers, dessen Schutz oberste Priorität hatte. Der Verlust der Standarte galt als Schande und Katastrophe, während der Adler den Stolz und die Ehre der Legion verkörperte.

Daß der wehrhafte Adler, der Bezwinger der Lüfte ikonografisch mit dem römischen Göttervater Jupiter, dem Herrn über schlechterdings Allem auf der Erde und im Pantheon, identiviziert wurde und zum Symbol der Macht avancierte, späterhin die Wappen der vielen, „kleinen“ Herrscher des Mittelalters zieren sollte, verwundert nicht.


Überlegungen zum Rot des Adlers

Ein möglicher Ursprung liegt in der religiösen Symbolik: Der Adler galt in der christlichen Tradition als Symbol für den Aufstieg der Seele und wurde oft mit himmlischen Kräften in Verbindung gebracht. Rot als Farbe des Blutes und der Auferstehung gilt im Mittelalter als die Farbe des heiligen Geistes. Dies könnte in der Wahl des Adlers als Wappentier der Mark Brandenburg eine Rolle gespielt haben, wurde doch die deutsche Ostexpansion gegen die „heidnischen“ Slawen auch als ein Bekehrungswerk postuliert.

Die auffällige rote Farbe des Wappenvogels kann aber auf verschiedene Weisen interpretiert werden: Sie könnte schlicht für eine besondere Abgrenzung zu anderen Herrschaftsgebieten stehen – z.B. zum Weiß des Wappenadlers der slawischen Piastendynastie, welche – in der, der Mark Brandenburg benachbarten Region jenseits der Oder, rund um Gnesen, herrschten.

Albrecht der Bär wurde 1138 Herzog von Sachsen und mit der Beherrschung der Mark Brandenburg 1150 der erste Markgraf im vormals slawischen Siedlungsraum.

Die Askanier werden auch als Haus Anhalt und als Anhaltiner bezeichnet, da seit dem Ende des 17. Jahrhunderts nur noch der anhaltinische Zweig existiert.

Der Adler im Wappen des askanischen Markgrafen wurde als Symbol der Markgrafschaft Brandenburg verwendet.

Im anhaltischen Wappen sind der Adler als Bezug zur Markgrafschaft Brandenburg und die schwarz-goldenen Balken für die Herzogswürde in Sachsen vereint.


Der Rote Adler im Wappen Brandenburgs ist als ein Symbol tief in der Kultur der Region verankert ist. Doch nicht nur auf dem Landeswappen posiert der starke Vogel, ist das Land doch Heimat verschiedener, eindrucksvoller Greifvögel, die als Vorlage für den Fahnenschmuck gedient haben könnten, darunter der mächtige Seeadler, der wendige Schreiadler, der elegante Fischadler und der markante Rote Milan. Jeder dieser Vögel trägt zur Artenvielfalt des Landes bei und symbolisiert auf seine Weise die Schönheit des Landes am weiten Himmel über Brandenburg …


Heimische Adlerarten in Brandenburg

In der Mark Brandenburg sind verschiedene Adlerarten heimisch, die durch ihre beeindruckende Erscheinung und Lebensweise auffallen. Vier dieser Adlerarten sollen hier folgend kurz vorgestellt werden, gefolgt vom Roten Milan, der ebenfalls eine bedeutende Rolle in der hiesigen Fauna spielt – und den viele Brandenburger mit „Ihrem“ Adler identifizieren; dies nicht zuletzt, auf Grund der Farbe und weil der typische, gegabelte Schwanz dem des Wappenadlers optisch sehr nahe kommt.


1. Seeadler (Haliaeetus albicilla)

Der Seeadler ist der größte und majestätischste aller europäischen Adler. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,5 Metern ist er ein beeindruckender Anblick in den brandenburgischen Lüften. Auffällig ist sein weißer Schwanz, der sich gut vom restlichen braunen Gefieder abhebt. Der Seeadler lebt bevorzugt in der Nähe großer Gewässer, da Fische seine Hauptnahrungsquelle sind. Er ist jedoch ein opportunistischer Jäger und nimmt auch Wasservögel, kleine Säugetiere oder Aas zu sich. Seeadler bauen große Horste in Bäumen, die sie oft über Jahre hinweg nutzen und immer weiter ausbauen.


2. Schreiadler (Clanga pomarina)

Der Schreiadler ist deutlich kleiner als der Seeadler, aber dennoch ein mächtiger Greifvogel. Mit einer Flügelspannweite von etwa 1,6 Metern wirkt er im Flug dennoch majestätisch. Seinen Namen verdankt er seinem durchdringenden Ruf, der weit über die brandenburgischen Wälder zu hören ist. Er bevorzugt offene Waldlandschaften, in denen er nach kleinen Säugetieren, Vögeln und Reptilien jagt. Schreiadler sind Zugvögel und verbringen den Winter in Afrika, kehren aber jedes Frühjahr nach Brandenburg zurück.


3. Steinadler (Aquila chrysaetos)

Der Steinadler ist zwar hauptsächlich in den Alpen und in gebirgigen Regionen Europas beheimatet, wird aber gelegentlich auch in Brandenburg gesichtet. Er hat eine Flügelspannweite von etwa 2 Metern und ist für sein dunkelbraunes Gefieder mit goldschimmernden Kopf- und Nackenfedern bekannt. Steinadler sind schnelle und agile Jäger, die eine Vielzahl von Beutetieren fangen können, darunter Hasen, Murmeltiere und sogar junge Rehe.


4. Fischadler (Pandion haliaetus)

Der Fischadler ist ein Spezialist unter den Greifvögeln, da er fast ausschließlich Fische jagt. Mit einer Flügelspannweite von etwa 1,7 Metern ist er mittelgroß, aber durch seine außergewöhnliche Jagdtechnik beeindruckend. Er stürzt sich im Flug in atemberaubender Geschwindigkeit ins Wasser, um Fische zu erbeuten. Seine hellen Unterflügel und der weiße Kopf mit dem dunklen Augenstreifen machen ihn leicht erkennbar. In Brandenburg bevorzugt er Seen und Flüsse als Lebensraum.



Der Rote Milan (Milvus milvus)

Neben den Adlerarten ist der Rote Milan einer der auffälligsten Greifvögel Brandenburgs. Mit seiner charakteristischen rostroten Färbung und dem tief gegabelten Schwanz ist er leicht zu identifizieren.

Der Rote Milan hat eine Flügelspannweite von bis zu 1,7 Metern und gleitet oft elegant und scheinbar mühelos durch die Lüfte. Er ist ein Opportunist, der sowohl lebende Beute wie kleine Säugetiere und Vögel jagt, als auch Aas frisst. Der Rote Milan ist in Deutschland und besonders in Brandenburg weit verbreitet, wobei etwa die Hälfte des Weltbestandes hier brütet. Er bevorzugt eine abwechslungsreiche Landschaft aus Wäldern, Feldern und Wiesen.

Übrigens, im Winter brauchen sie nicht nach ihm Ausschau halten – er ist ein Zugvogel.


Text der inoffiziellen Landeshymne Brandenburgs:

Gustav Büchsenschütz (* 7. April 1902 in Berlin; † 9. Februar 1996 ebenda) war der Dichter des Liedes „Märkische Heide, märkischer Sand“. Als Mitglied der Wandervogelbewegung schrieb er im Jahr 1923 während eines Ausflugs in der Jugendherberge Wolfslake bei Neu-Vehlefanz sowohl den Text als auch die Melodie des Liedes. Dieses wurde bald darauf sehr populär.


Märkische Heide, märkischer Sand

Märkische Heide,
Märkischer Sand
Sind des Märkers Freude,
Sind sein Heimatland.

Refrain:
Steige hoch, du roter Adler,
Hoch über Sumpf und Sand,
Hoch über dunkle Kiefernwälder,
Heil dir mein Brandenburger Land.

Uralte Eichen, Dunkler Buchenhain,
Grünende Birken
Stehen am Wiesenrain.

Refrain:
Steige hoch, du roter Adler,
Hoch über Sumpf und Sand,
Hoch über dunkle Kiefernwälder,
Heil dir mein Brandenburger Land.

Blauende Seen,
Wiesen und Moor,
Liebliche Täler,
Schwankendes Rohr.

Refrain:
Steige hoch, du roter Adler,
Hoch über Sumpf und Sand,
Hoch über dunkle Kiefernwälder,
Heil dir mein Brandenburger Land.


Knorrige Kiefern
Leuchten im Abendrot,
Sah’n wohl frohe Zeiten,
Sah’n auch märk’sche Not.

Refrain:
Steige hoch, du roter Adler,
Hoch über Sumpf und Sand,
Hoch über dunkle Kiefernwälder,
Heil dir mein Brandenburger Land.

Bürger und Bauern
Vom märk’schen Geschlecht,
Hielten stets zur Heimat
In Märk’scher Treue fest!

Refrain:
Steige hoch, du roter Adler,
Hoch über Sumpf und Sand,
Hoch über dunkle Kiefernwälder,
Heil dir mein Brandenburger Land.

Heil Brandenburg allewege –
Sei unser Losungswort!
Dem Vaterland die Treue
In alle Zeiten fort.

Refrain:
Steige hoch, du roter Adler,
Hoch über Sumpf und Sand,
Hoch über dunkle Kiefernwälder,
Heil dir mein Brandenburger Land.