Auf den Spuren der Vergangenheit

In Brandenburgs Dörfern schlummern spannende historische Schätze. Die Arbeitsgemeinschaft Historische Dorfkerne setzt sich für die Wahrung der Traditionen ein und unterstützt ihre Mitgliedsdörfer dabei, den individuellen Charakter der Orte herauszuarbeiten.

Fachwerkhäuser stehen nicht nur im Freilichtmuseum. In Neulietzegöricke im Landkreis Märkisch Oderland gehören sie zum Dorfbild. Die denkmalgeschützten Bauwerke locken viele Besucher hierher. Das Kolonistendorf nennen heute alle nur „Lietze“. „Jedes Haus hat seine eigene Geschichte“ schwärmt der ehrenamtliche Bürgermeister Horst Wilke. Welche das sind, erzählt der Dorfschulze den Besuchern bei einem ausgedehnten Spaziergang durch die Stadt. Bei solch einer Tour bekom men die Gäste unter anderem die Heimatstube, den historischen Vierseithof Borkenhagen und das Fachwerk Garten-Bienenhaus zu sehen. Dort summt und brummt es heute zwar nicht mehr, aber neben verschiedenen Relikten aus der Vergangenheit wie Butterschleuder, Schlittschuhe und Kartoffelhacken kann man im Inneren die Baustatik des ältesten Fachwerkhauses des Ortes bestaunen.

Wer in Sauen den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, der steht schon genau dort, wo es richtig interessant wird. Denn August Bier, von Beruf eigentlich Chirurg, verhalf dem Dorf schon früh zum Ruhm in forstwirtschaftlichen Kreisen. Im Jahr 1913 begann er seine Experimente und entwickelte aus der damaligen Kiefernwaldmonokultur einen artenreichen Mischwald. Als Schüler blieb er zweimal sitzen, weil er lieber im Unterholz herumstreifte, als die Schulbank zu drücken. Dem Sauenwald, einem der artenreichsten Wälder Brandenburgs, hat das Schuleschwänzen des Knaben jedenfalls gut getan. 460 Gehölzarten wachsen dort und umgeben das Dorf zu drei Vierteln mit Wald. Ein Informationszentrum bewahrt und erklärt die Geschichte dieses eindrucksvollen Mannes. Auch die historische Bauweise des Ortes wird bis heute liebevoll gepflegt. Davon zeugen unter anderem Traktoren, die gemütlich über denkmalgerecht sanierte Kopfsteinpflaster tuckern.

Unweit vom Schiffshebewerk in Niederfinow liegt das Angerdorf Hohenfinow. In diesem beschaulichen Ort lebte der seit 1909 amtierende Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg. Der Jugendfreund von Kaiser Wilhelm II. führte die Regierungsgeschäfte oft aus Hohenfinow, wo auch seine denkmalgeschützte Grabstätte besichtigt werden kann. Die Kaiser-Eiche erinnert heute daran, dass der Kaiser dort seinen ersten Rehbock der Region geschossen hat. Die romantische Feldsteinkirche wurde schon um 1250 erbaut und lockt mit ihren besonders schönen historischen Wandmalereien. Doch das Hohenfinower Herz schlägt nicht nur in der Vergangenheit.

Die Menschen im Ort stehen neuen Impulsen offen gegenüber und so laufen heute Strauße über die Hohenfinower Wiesen. Der Hofladen bietet Straußenprodukte wie etwa hochwertige Taschen oder schmackhaftes Straußenfleisch inklusive Rezept zum Verkauf an. Wer eine kleine Zeitreise unternehmen möchte, der ist in den historischen Dörfern Brandenburgs genau richtig. Die zwölf Ortschaften der AG Historische Dorfkerne haben alle ihren besonderen Reiz. Zudem soll anderen Orten Mut gemacht werden, ihr kulturelles Erbe zu pflegen und den individuellen Charme der historisch gewachsenen Dorfstruktur zu bewahren. Denn für das mehrstufige Aufnahmeverfahren ist es wichtig, dass die ursprüngliche Siedlungsform des Ortes erhalten geblieben ist.
www.historische-dorfkerne-brandenburg.de